November 02, 2012

{Rezension:} Über uns Stille von Morton Rhue


Kurzbeschreibung:
Die Angst vor einem Atomkrieg wächst. Scotts Vater hat einen Bunker im Garten bauen lassen. Seitdem stellt Scott sich quälende Fragen: Wird er es rechtzeitig in den Bunker schaffen, wenn der Krieg kommt? Und was, wenn dort kein Platz mehr für ihn ist, weil die Nachbarn schneller waren? Wie lange muss man eigentlich in so einem Bunker bleiben? Hätten sie überhaupt eine Chance zu überleben, wenn draußen alles verseucht wäre? (via amazon)


Meine Meinung:
Mittlerweile kann ich doch sagen, dass Morton Rhue bzw. Todd Strasser ein wichtiger Bestandteil meines Bücherregals darstellt. Mein Jugend lang habe ich seine Bücher gelesen, Boot Camp, Die Welle, Asphalt Tribe... Auch in der Schule wird oft zu einer Lektüre gegriffen, die aus seiner Feder stammte. Morton Rhue schafft es in jedem seiner Bücher die schwierigsten Themen in einfache Fragen zu verarbeiten, sodass Jugendliche sich die Antworten selbst erarbeiten können. Eine ideale Schullektüre also!

Über uns Stille spielt im Jahr 1962. In diesem Jahr stehen sich die USA und die Sowjetunion im Kalten Krieg gegenüber. Während der Kubakrise hört man immer öfter von einem Atomangriff der Russen, doch richtig glaub niemand daran, dass die Situation derart eskalieren könnte.
Scott geht in diese sechste Klasse, er hat einen kleinen Bruder namens Edward und lebt mit ihm und seinen liebevollen Eltern in einem schönen Vorort im Norden der USA leben. Doch Scotts Vater möchte sicher gehen und baut einen Bunker für den Notfall. In der Nachbarschaft wird diese Idee noch belächelt und als Spinnerei abgetan.. .

Nimmt man das eingebundene Buch in die Hand, so wirkt es auf mich sehr schön verarbeitet, stabil und auch qualitativ hochwertig. Das Cover lässt nur grobe Vermutungen zu, sodass ich größtenteils ohne vorheriges Wissen das Buch begonnen hatte.

Ich denke mit dem zwölfjährigen Scott werden sich viele Jugendliche identifizieren. Zum einen ist er ein sehr nachdenklicher Mensch und hinterfragt vieles was er noch nicht so genau versteht. Auch macht er auf mich einen sehr vernünftigen Eindruck und unterscheidet auch selbst zwischen Recht und Unrecht. Zum anderen ist er ein sehr lebhaftes Kind und lässt sich oft von seinem besten Freund in viele Schlammassel mit reinziehen.
Andere Charaktere werden aus der Perspektive von Scott beschrieben, so verfolgt man als Leser zwar das Handeln dieser Personen, gezielte Beweggründe werden allerdings nicht genannt. Trotzdem lässt sich einiges über die anderen Charaktere eben durch ihr Handeln sagen und schnell bilden sich auch sympathische und unsympathische Personen heraus.

Erzählt wird das Buch zum einen in der Gegenwart, zum anderen aus der Vergangenheit und Scotts Kindheit.
In der Gegenwart kommt es letztendlich doch zu einem Angriff und die Familie muss sich in im Bunker verstecken. Problematisch ist hier, dass Scotts Familie den einzigen Bunker in der Nachbarschaft haben und schließlich alle bei ihnen unterkommen wollen. Doch der Platz ist begrenzt und es beginnt eine Streiterei. Nun befinden sich ganze 10 Personen in dem Bunker, obwohl der Vorrat nur für vier reicht. Neben dieser Hungersnot kommen auch weitere Probleme hinzu: Scotts Mutter hat sich schwer verletzt und kann nicht richtig behandelt werden, das Wasser ist angereinigt und es ist nicht voraussehbar wie viel Wasser noch im Tank ist. Ein beklemmendes Gefühl wird bei diesen Menschen beschrieben und vor allem die schlimmste Frage sorgt für Ungewissheit, was ist mit den Hinterbliebenen geschehen?
In kleinen Passagen wechselt es immer von Gegenwart zu Vergangenheit. Scotts letzten Monate vor diesem Angriff werden beschrieben. Hier geht es um Streiche, die er mit seinem besten Freund macht, obwohl er sich sicher ist, dass die nicht richtig sind. So klauen die beiden zum Beispiel eine Torte der Nachbarin, während sie nicht da sind. Insgesamt werden diese Streiche sehr lustig und lebensfroh erzählt und oftmals musste ich schmunzeln. Scott und sein Freund werden natürlich erwischt und er muss zum ersten Mal für seine Taten grade stehen und sich bei der Nachbarin entschuldigen, obwohl ihm das mehr als unangenehm ist. Auch wird in diesen Passagen in der Vergangenheit oft Szenen in der Schule beschrieben. Hier spielt ein neuer Lehrer eine große Rolle. Anstatt strengen Unterricht zu machen, bei dem die Meinungen der Schüler egal sind, geht dieser Lehrer auf die Schüler ein. Er stellt ihnen knifflige Fragen zu Rassentrennung, was auch einen bestimmten Aspekt in diesem Buch einnimmt, oder auch zu der politischen Konfliktsituation in diesem Jahr. Scott setzt sich erstmalig mit diesen Fragen auseinander und obwohl Scott stellenweise sehr nachdenklich und verantwortungsbewusst ist, merkt man als Leser doch, dass er ein Kind ist, was Morton Rhue meiner Meinung nach sehr schön gelungen ist.

An welcher Stelle ich persönlich unsicher war, ist wohl die Frage nach dem Ziel in Morton Rhues Augen. Natürlich wurden viele schwierige Themen angesprochen: Rassentrennung, Krieg, Atombomben. Dieses Buch beinhaltet viele Aspekt, trotzdem wird nicht ganz deutlich was der Autor nun damit beabsichtigt. Die Erfahrung in einem Bunker möglicherweise? Möchte er den Lesern vielleicht zeigen, wie schlimm ein Krieg ist? Oder vielleicht auch Sinnlosigkeit eines Krieges?! Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau, weil auch das Ende doch relativ abrupt und vor allem offen endete. Viele Konflikte wurden einfach nicht aufgelöst.. Wie denn auch, denke ich mir nun. Kriege und Diskriminierung gibt es auch heute nicht. Vielleicht möchte Morton Rhue darauf abzielen, aber sicher bin ich mir nicht.

Fazit:
Dieses Buch ist gelungen wie eigentlich alle Bücher von Morton Rhue. Der typische ruhige und doch spannende Schreibstil gefällt mir immer wieder aufs Neue. Auch inhaltlich gefällt es mir sehr, nur hätte man vielleicht die Intention bei diesem Buch klarer herausstellen können. Sowohl für Jugendliche, als auch für Erwachsene und sogar als Schullektüre wieder einmal empfehlenswert. Sehr gute vier von fünf Punkten!


An dieser Stelle möchte ich mich herzlich sowohl beim Ravensburger Buchverlag, als auch bei bloggdeinbuch für das Rezensionsexemplar bedanken. Hier könnt ihr das Buch auch sofort bestellen.

1 Kommentar:

  1. Wir haben vor ein paar Jahren "Die Welle" in der Schule gelesen und für eine Schullektüre war das Buch eigentlich ganz gut ;) Bloß vom Film war ich dann sehr enttäuscht... "Über uns Still" klingt wirklich interessant. Gerade Scott scheint ein toller Charakter zu sein :)

    Liebe Grüße,
    Filo

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